- Natalie Angier: Frau. Eine intime Geographie des weiblichen Körpers. Goldmann, München 2000.
- Jula Böge: Ich bin (k)ein Mann … Als Transgender glücklich leben. agenda Verlag, Münster 2009.
Natalie Angier: Frau. Eine intime Geographie des weiblichen Körpers. Goldmann, München 2000.
Natalie Angier beschreibt auf höchst unterhaltsame und zugleich fachlich kompetente Weise so gut wie alle Besonderheiten des weiblichen Körpers. Ihre Zielgruppe sind (Bio-)Frauen, denen sie ein besseres Verständnis für ihren Körper und für die Funktionen derjenigen Körperteile, die geschlechtsspezifisch funktionieren, vermitteln will. Da die Autorin immer wieder ihre eigenen Erfahrungen, sei es bei ihrer Schwangerschaft oder danach, sei es bei ihrer Monatsperiode oder bei anderen Erlebnissen einfließen lässt, hat man den Eindruck dass sie die Leserin auf eine Entdeckungsreise durch ihren eigenen Körper mitnimmt. Das Buch beginnt mit der Prägung des weiblichen Körpers durch die Chromosomen und anthropologischen Gedanken zur Gebärfähigkeit der Frauen. Dann werden die primären Geschlechtsorgane Klitoris, Gebärmutter, Eierstock, Brust und Brustdrüsen in ihren Funktionen und Wechselwirkungen auf den weiblichen Körper beschrieben, dies alles keineswegs trocken und wissenschaftlich, sondern so unterhaltsam, dass man das Buch gar nicht mehr weglegen möchte. Breiten Raum nehmen die Hormone und deren mit zunehmendem Alter sich ändernden körperlichen und psychischen Auswirkungen auf die Frau ein. Den Abschluss des Buches bilden Gedanken zur weiblichen Aggression und zur Evolutionspsychologie. Ich habe das Buch von Natalie Angier mit größtem Vergnügen gelesen. Zugleich hat es mir viel über den weiblichen Körper beigebracht. Ich kann mir schwer vorstellen, dass man durch die Lektüre eines Buches mehr hierüber erfahren kann.
Jula Böge: Ich bin (k)ein Mann … Als Transgender glücklich leben. agenda Verlag, Münster 2009. Unter den neu erschienenen Transgender-Büchern der letzten Zeit darf natürlich dasjenige meiner Freundin Jula nicht fehlen. Ich habe mich jedoch zunächst gefragt, ob ich ihr Buch hier überhaupt besprechen darf, da ich den Inhalt mehrmals lang und ausgiebig mit Jula diskutiert habe und insoweit ein wenig befangen bin. Manche Gedanken in dem Buch, das kann ich für mich reklamieren, sind in Gesprächen oder E-Mails zwischen ihr und mir entstanden oder geschärft worden. Daher darf sich niemand wundern, wenn ich dieses Buch als das wichtigste zum Thema Transidentität bezeichne, dass in den letzten Jahren in deutscher Sprache erschienen ist. Aus diesem Grund auch wären meine Literaturempfehlungen ohne Julas Buch unvollständig. Jula Böge unterhält schon seit längerem eine sehr bekannte Homepage, auf der sie ihre Erlebnisse und Gedanken zur Transidentität verarbeitet. In dem Buch greift sie viele Inhalte von dieser Homepage auf und verarbeitet sie zu einem konsistenten Gesamtwerk. Es ist ein Sachbuch, das in weiten Teilen den Charakter eines Ratgebers hat und sich, wo es nötig ist, um wissenschaftliche Absicherung bemüht. Gleichwohl ist es sehr subjektiv geschrieben, es stehen das persönliche Erleben als Transgender und die damit verbundenen Gefühle und die Auswirkungen auf die Familie, Freunde, Bekannte und die soziale Umwelt im Vordergrund. Jula fragt sich immer wieder, was die Erfahrungen, die sie bei ihren Ausgängen als Frau macht, in ihr auslösen und wie ihre Umwelt auf sie reagiert. Im Blick hat sie dabei nicht primär TS, die sich mit der Frage eines dauerhaften Wechsels in die Rolle einer Frau beschäftigen, sondern transidentische Menschen, die ihr Leben mehr oder weniger intensiv (auch) als Frau gestalten möchten, ohne aber für immer die Seite zu wechseln. Ihr geht es darum, das richtige innere Gleichgewicht zu finden und angemessen nach außen zu kommunizieren. Dabei geht es ihr nicht in erster Linie um das Aufzeigen von Problemen, sondern sie will Mut machen, den Schritt als Frau nach draußen zu wagen und Spaß zu haben. Das Buch beginnt mit der Bezugnahme auf das Märchen Aschenputtel, das sie als symbolhaft für das Selbstempfinden eines Transgender sieht. Es beschreibt dann die schwierige soziale Realität, in der Transgender leben, und nimmt dazu einige Begriffsbestimmungen vor. Viel Raum widmet es der Kommunikation nach außen, die mit dem Versteckspiel der „Stuben-Transe“ beginnt und sich dann der Außenwelt einschließlich der Partnerin öffnet. Das Kapitel „Partnerinteressen“ ist sowohl für diejenigen Transgender, die vor der Frage stehen, wie sie sich ihrer Partnerin gegenüber outen können, als auch für Partnerinnen sehr hilfreich, weil es die Gefühle und Interessen aus beiden Perspektiven beleuchtet und Vorschläge für eine bessere Gestaltung der Partnerschaft entwickelt. Ein weiterer Schwerpunkt des Buches ist das Auftreten transidentischer Menschen in der Öffentlichkeit. Angesprochen werden die Ängste, die es dabei zu überwinden gilt, die Bedeutung des Passing als Frau, Feedback, Styling und Körpersprache. Für besonders gelungen halte ich das Kapitel „Wohin die Kugel rollt“, in dem Jula aufzeigt, wie und an welchem Punkt sich für einen Dritten entscheidet, ob er jemanden als Mann oder als Frau wahrnimmt. Den Abschluss des Buches bilden vier Berichte über Erlebnisse von Jula als Frau, von dem ersten schüchternen Ausgang bis zu einem Tagebuch über einen mehrwöchigen Berlin-Aufenthalt. Auch wenn ich vielleicht befangen bin, so erlaube ich mir doch das Urteil, dass dieses Buch das beste Sachbuch und der beste Ratgeber für Transgender ist, den ich bisher gelesen habe.
Jennifer Finney Boylan: I’m Looking Through You. Growing Up Haunted: A Memoir. Broadway Books, New York 2008. „I'm Looking Through You“ markiert für mich eine ganz neue Dimension der literarischen Auseinandersetzung mit dem Thema Transidentät. Auch wenn das Buch schon im Untertitel als „Memoir“ bezeichnet wird, so ist es trotzdem viel mehr als nur eine weitere TS-Autobiografie. Diese hat die Autorin schon vor ein paar Jahren geschrieben ("She's Not There").
In ihrem neuen Buch verarbeitet Jennifer Boylan ihre Kindheit und Jugendzeit in einem alten, verwinkelten Haus in Pennsylvania, in dem es angeblich spukt, und ihren späteren Wechsel vom Mann zur Frau zu einem wirklich kunstvoll geschriebenen und intelligenten Roman. Was mich besonders fasziniert hat und die besondere Qualität für den literarischen Umgang mit dem Thema Transidentität ausmacht, ist die Beiläufigkeit, die Natürlichkeit, ja fast schon die Selbstverständlichkeit, mit der die Autorin ihre transidentischen Empfindungen als kleiner Junge beschreibt, die Gefühle aufarbeitet, die sie verwirren und über die sie mit niemandem sprechen kann, und mit der sie die Menschen in ihrer Umgebung, vor allem die Frauen beobachtet. Dass sie sich in der Mitte ihres Lebens entschließt, selbst die Frau zu werden, die sie immer sein wollte, ist nicht das eigentliche Thema des Buches, sondern erscheint als eine völlig normale (Neben-)Sache.
Dem Titel des Buches und dem Klappentext nach erwartet man vielleicht einen Fantasy-Roman. Das rätselhafte Haus, in dem Jennifer als Junge mit dem Namen James aufwächst, ist für sie das „coffin house“ oder „Sarghaus“. In dem Dachgeschosszimmer, in dem sie ihre Kindheit und Jugendzeit verbringt, nimmt sie Gespenster wahr. Die exzentrischen Frauen, die sie umgeben, ihre Großmutter, ihre Tante, aber auch ihre Schwester erscheinen ihr nach und nach selbst wie Gespenster. In den Erlebnissen mit ihnen, in der Schule, auf den ersten Partys als Teenager, in ihren Beziehungen zu Frauen, in ihrer späteren Ehe, in den vielen Gesprächen mit ihrem rätselhaften Vater und mit ihrer Mutter geht sie der Frage nach, wer sie selber ist. Dabei verschwimmen Realität und Fiktion. Reale Menschen werden zu Gespenstern, und in den Gespenstern erkennt sie wirkliche Menschen.
Sie schreibt: „Back then I knew very little for certain whatever it was that afflicted me, but I did know this much: that in order to survive I’d have to become something like a ghost myself, and keep the nature of my true self hidden. And so I haunted that young body of mine just as the spirits haunted the Coffin House, as a hopeful, wraithlike presence otherwise invisible to the naked eye – like helium, or J.D. Salinger, or the G-spot.” Ihre Transidentität war in ihrer Jugendzeit wie ein Gespenst: immer gegenwärtig und real, aber für niemanden außer ihr zu sehen. Aber auch jetzt, nachdem sie eine erwachsene Frau geworden ist, lassen sie die Geister von damals nicht los. "It's like, I went through this whole amazing change, and at last I feel content, at last I feel whole. But what about that kid I used to be? What about all those memories? That's the one thing they can't give you in surgery: a new history." Sie bleibt auf der Suche nach sich selbst, nach ihrem wahren Ich, zu dem die vielen Erlebnisse zählen, die sie als Kind und Jugendlicher hatte und die in dem rätselhaften Coffin House verborgen bleiben.
Und sie fragt sich dann, wie es Menschen, die immer mit ihrer geschlechtlichen Identität im Reinen waren, gelingt, nur und allein in der Gegenwart zu leben, ihre Vergangenheit abzustreifen und gleichzeitig die Zukunft zu ignorieren. „How is it, I wondered, that some people manage to integrate their lives, and live in the moment, while others become stuck, become Exes, haunting their own lives like ghosts? How do we learn to Be Here Now(…)? How do we let go of the past, when its joys and injustices are such a large part of making us whoever it is we’ve become?"
Diese Suche nach dem Selbst und die für viele Menschen, aber nicht für die Autorin und auch nicht für uns transidentische Menschen seltsam erscheinenden Gefühle sind das zentrale Thema das Buches. Eine Suche, die auch für diejenigen von uns nicht zu Ende ist, die den vollen Rollenwechsel zu einer Frau vollzogen haben. Wir bleiben für immer auf der Suche nach uns selbst, in dem Bewusstsein, etwas Besonderes, etwas Außergewöhnliches zu sein.
Wer sich nicht für Gespenstergeschichten interessiert (was auch auf mich zutrifft), sollte sich nicht abschrecken lassen. Gespenster sind nur das Medium, mit dem die Geschichte erzählt wird und über die sich die Autorin die Dinge erklärt, die sie als Kind nicht verstehen konnte und vielleicht bis heute nicht versteht.
Richard Ekins, Dave King: The Transgender Phenomenon. Sage Publications, London 2006. In ihrer zweiten gemeinsam verfassten Monografie zum Thema Transidentität wenden Richards Ekins und Dave King soziologische Analysemuster und ‑kategorien auf Verhaltensweisen transidentischer Menschen an, wobei sie sich stark an den ethnomethodologischen Theorieansatz anlehnen. Sie unterscheiden zwischen vier grundlegenden Einstellungen (Migrieren, Oszillieren, Negieren, Transzendieren) und fünf Verhaltensweisen (Auslöschen – erase, Ersetzen – substitute, Verbergen – conceal, Unterstellen – imply, Umbenennen – redefine), die sie matrixartig analysieren. Auch wenn dieser Ansatz mit soziologischer Terminologie wenig vertrauten LeserInnen ungewohnt und ein wenig sperrig erscheinen mag, so liefert er dennoch wertvolle und erhellende Einsichten in die Denk- und Verhaltensmuster transidentischer Menschen und regt zum Weiterspinnen der Gedanken der Autoren an. Unter Migrieren verstehen die Autoren den dauerhaften sozialen Wechsel von einer Geschlechtsrolle in die andere (dies sind typischerweise TS, gleich ob prä-, post- oder non-OP), unter Oszillieren das Hin- und Herwechseln zwischen den Geschlechtern, was für TV typisch ist, aber auch bei manchen TS auftritt, die z.B. ihren Beruf in ihrem Geburtsgeschlecht ausüben und sonst im neuen Geschlecht leben, unter Negieren das Ablehnen jeglicher geschlechtlicher Identität, wofür die Autoren Sissy- oder Hausmädchen-Phantasien als Beispiel betrachten, und unter Transzendieren die Entwicklung neuer Formen von Geschlechtsidentitäten, wie sie z.B. in der „Queer“-Szene vorkommen. Diesen grundlegenden Einstellungen entsprechen typische Verhaltensweisen, die bei allen Transidenten mehr oder weniger stark auftreten, aber bei einigen der genannten Kategorien doch gehäuft zu beobachten sind. Diese beziehen sich auf körperliche Merkmale, Kleidung, Frisur, Sprache, Gestik, Anrede, aber auch auf die soziale Rolle. Zum Auslöschen gehören z.B. die Körperenthaarung oder chirurgische Eingriffe wie die Entfernung von Hoden oder Brüsten (bei FzM). Ersetzen kann sich ebenso auf medizinische Maßnahmen beziehen, wenn z.B. aus einem Körperteil wie dem Penis eine Neo-Vagina konstruiert wird, aber auch auf das Erlernen einer weiblich klingenden Stimme, die die männliche ersetzen soll, den Wechsel des Vornamens, von Verhaltensweisen und natürlich den Austausch männlicher durch weibliche Kleidung. Verbergen ist für Transidenten immer dann wichtig, wenn sie beim Wechsel in eine andere Geschlechtsrolle Eigenschaften ihres Geburtsgeschlechts, die dieses verraten könnten und damit einem guten Passing im Wege stehen, nicht beseitigen können. Beispiele sind die Verhüllung des Adamsapfels oder das Verschweigen von biografischen Daten. Ein typisches Beispiel für Unterstellen ist das Tragen von Brustprothesen. Dieses Merkmal kommt besonders oft bei TV bzw. beim Oszillieren vor. Das Umdefinieren ist etwas schwerer zu verstehen. Es kommt dann vor, wenn z.B. geschlechtsspezifische Körperteile gegengeschlechtlich interpretiert werden, etwa wenn ein Penis als große Klitoris gedeutet wird. Mir hat diese Systematik sehr dabei geholfen, besser zu verstehen, warum transidentische Menschen auf bestimmte Dinge großen Wert legen, zum Bespiel auf ein gutes Passing, und warum ein schlechtes Passing ihren Selbstwert beeinträchtigen kann. Sie hat auch meine Phantasie zu eigenen Interpretationen angeregt. So könnte man das Migrieren (von einem Geschlecht in ein anderes) mit einer Auswanderung in ein anderes Land vergleichen, das Oszillieren dagegen mit einer touristischen Reise, von der man wieder zurückkehrt. Die Anforderungen, die an (migrierende) TS in ihrer neuen Geschlechtswelt gestellt werden, sind durchaus vergleichbar mit den Anforderungen an Auswanderer in ihrer neuen Heimat. Eine hohe Integration von Auswanderern in ihrem neuen Land ist ähnlich zu sehen wie ein gutes Passing einer TS. In einem toleranten und offenen Land kann ein Migrant, der seine ausländische Herkunft nicht verbergen kann oder will, aber ebenso gut leben wie eine TS, die offen zu ihrer Biografie steht. Auch der Vergleich zwischen einem oszillierenden TV und einem Touristen kann Augen öffnend wirken. Als Frau bewegt er sich oft genau so unsicher wie ein Tourist in einem fremden Land. Wie Touristen, die sich in Urlauberghettos am wohlsten fühlen, neigen viele TV dazu, „sichere“ Orte wie Transen-Stammtische oder Szene-Lokale aufzusuchen, wo sie mit Verständnis rechnen können, vergeben sich dadurch aber die Chance, das richtige Frauenleben näher kennen zu lernen, wie auch die Touristen in ihren Ferienanlagen nicht viel von dem Land mitbekommen, das sie besuchen. Die Gewissheit ihrer Rückkehr erleichtert sowohl den TV als auch den Touristen, die eine oder andere peinliche Situation durchzustehen. TS sehen hingegen oft auf TV aus ähnlichen Gründen herab wie Auswanderer auf Touristen aus ihrem Heimatland, die sich in ihrem Urlaub daneben benehmen. Das Buch von Richard Ekins und Dave King hat mir gezeigt, dass auch Soziologen viel zu einem besseren Verständnis von Transidentität beitragen können. Wem der soziologische Jargon nicht zu trocken ist, wird viel von der Lektüre profitieren.
Jana Henschel, Denise Cline: Telefonate mit Denise. Eine Transsexuelle erzählt ihr Leben. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin o.J.
Endlich mal ein deutschsprachiges Buch zum Thema Transsexualität, das kompetent recherchiert und noch dazu gut lesbar und originell geschrieben ist, originell vor allem, weil es die Dokumentation einer Vielzahl von Telefoninterviews ist, die die Journalistin Jana Henschel mit der transsexuellen Denise Cline geführt hat.
Auf die Idee zu dem Buch kam die Ko-Autorin Jana Henschel bei der Recherche zu einem Zeitschriftenartikel zum Thema Transsexualität. Dazu interviewte sie Denise als Betroffene und merkte schnell, dass ihre Neugier auf sie und das Thema damit noch lange nicht befriedigt war. Sie telefonierte daraufhin fast täglich mit Denise und ließ sich ihre Lebensgeschichte erzählen. Denise berichtet nicht nur über ihr früheres Leben als Mann und ihr jetziges als Frau und darüber wie sie den Weg dahin zurückgelegt hat, sondern sie legt auch ihre Gefühle offen. Aber nicht nur Denise kommt zu Wort, sondern auch ihr Ehemann Joseph, der sich liebevoll um sie kümmert, ihre sie als Tochter akzeptierende Mutter, eine Schulfreundin, ihr Gutachter und die Chirurgin, die sie operierte. Dabei hatte Denise kein leichtes Leben. Schon ihre Kindheit war nicht einfach, aber auch als erwachsener Mann und später als Frau musste sie viele Probleme bewältigen und Hindernisse überwinden. Mir hat das Buch vor allem deshalb gut gefallen, weil Jana Henschel als einfühlsame Interviewerin alle typischen Fragen stellt, die mit dem Thema nicht vertraute, aber unvoreingenommene Außenstehende interessiert. Dies sind vor allem Frauenthemen, die üblicherweise nur Frauen untereinander besprechen. Damit nimmt sie Denise als Frau an und heißt sie in der Frauenwelt willkommen. Das Buch ist hervorragend geeignet, nicht- transidentische Menschen, vor allem Frauen, die Gefühlswelt transidentischer Menschen zu vermitteln und bei ihnen für Sympathie zu werben.
Elli Hunter: Der bunte Mann. Aus dem Leben eines Transvestiten. ElliVersum Verlag, Sontheim 2009. Elli Hunter ist ein in Transgender-Kreisen bekannter Transvestit, Visagistin und Fotografin. Sie lebt auf einem kleinen Dorf im Allgäu und betreibt dort eine Service-Agentur für transidentische Menschen, die sich für wenige Stunden oder Tage professionelle Hilfe leisten wollen, um sich in eine Frau zu verwandeln. Bekannt ist sie für ihre Foto-Shootings, die viele ihrer Kundinnen auf ihren Homepages und persönlichen Darstellungen im Internet präsentieren. Elli betreibt die Agentur gemeinsam mit ihrer Ex-Frau und lebt mit einer neuen Partnerin zusammen. „Der bunte Mann“ ist die einzige deutschsprachige Autobiografie eines TV aus letzter Zeit. Elli Hunter beschreibt, wie sie als kleiner Thomas und später als Zeitsoldat immer wieder dem Verlangen nachgibt, sich in eine Frau zu verwandeln, vor allem an Karneval. Lange gelingt es ihr aber, vor ihrer Frau Renate und ihren Freunden zu verheimlichen, dass das kein reiner Verkleidungsspaß ist. Ihr Outing gegenüber ihrer Frau kommt spät und geschieht auch nicht ganz reibungslos. Es markiert den Beginn eines längeren Trennungsprozesses, der Elli aber zugleich eine neue berufliche Perspektive eröffnet, die ihr Bedürfnis nach zeitweiligem Frau-Sein mit geschäftlichen Interessen verbindet. Es ist nämlich Renate, die sie zur Gründung ihrer Agentur „Frau-Sein“ motiviert. Auch nach ihrer Trennung sind Elli und Renate geschäftlich miteinander verbunden und befreundet, Renate lebt mit einer neuen Partnerin zusammen. Elli beschreibt in ihrer Autobiografie nicht nur das langsame Outing und den Aufbau einer beruflichen Existenz, sondern auch die vielfältigen Erfahrungen mit transidentischen Freundinnen und Kundinnen. Es gibt nur wenige Menschen, die in ihrem Leben so viele und so unterschiedliche TV und TS kennen gelernt haben wie Elli Hunter. Dabei gibt sie in ihrem Buch auch wertvolle Ratschläge zur Bewältigung des Lebens und des Alltags durch Transidenten, zum Auftreten in der Öffentlichkeit und zum Passing. Das Buch ist sehr unterhaltsam geschrieben uns liest sich gut. Die Inhalte sind auch fachlich weitgehend überzeugend dargestellt. Das Buch eignet sich sehr gut, um auch bei Nicht-Betroffenen ein positives und vor allem unverkrampftes Bild von Transidentität zu erzeugen. Ich würde aber in einem Punkt Widerspruch gegen inhaltliche Aussagen und Bewertungen vorbringen. Diese betreffen das Frauenbild, das Elli selbst verkörpert, das sie der Arbeit in ihrer Agentur zugrund legt und das auch in verschiedenen Stellen ihres Buches durchscheint. Die ideale Frau ist bei Elli Hunter äußerst feminin, sehr sinnlich, fast vamp-artig, allerdings nicht nuttig. Sie propagiert damit ein sehr konventionelles Frauenbild. Frauen sollen vor allem schön sein und sich und ihren Männern gefallen. Gestört hat mich an einer Stelle des Buches vor allem eine abschätzige Bemerkung über die Mutter eines Kleinkindes, die ihr sehr ungepflegt erschien. Dabei weiß jede Mutter und jeder Vater, dass Kleinkinder ihren Müttern oft keine Chance lassen, sich auch noch aufzustylen. Zugleich gehört die Betreuung von Kleinkindern zu den prägendsten Aktivitäten im Leben vieler Frauen. Aber viele TV und TS, vor allem diejenigen ohne Kinder, werden solche Bemerkungen nicht stören, vielleicht gar nicht erst auffallen.
Annah Moore: Right Side Out. In-tune Within, To Be In Harmony With The World. iUniverse, New York, Lincoln, Shanghai 2006. Dies ist eine von vielen TS-Autobiografien, die ich gelesen habe. Jede von ihnen, so auch diese von Annah Moore, hat ihr Besonderes, aber letztlich gleichen sie sich doch sehr. Annah Moore’s Leben dreht sich vor allem um zwei Dinge: Musik und TS. Musik gibt ihr Halt und Stärke, TS ist ihr Lebensthema. Wie bei so vielen TS steuert das Leben und das Buch auf die OP ab. Mit ihr kommt die Erlösung, die Erfüllung, der Start in das eigentliche Leben. Mit der OP endet aber auch das Buch. Die Autorin lebt in dem Gedanken, dass ihr wahres Leben erst jetzt beginnt, man fragt sich aber, ob sie dabei nicht Illusionen erliegt. Diese Autobiografie ist sicher nicht schlechter als diejenige anderer TS, die ich gelesen habe. Sie ist gut geschrieben und wird immer wieder lyrischen Einlagen aufgelockert. Annah wirkt auf mich durchaus sympathisch. Vielleicht habe ich aber inzwischen zu viele TS-Autobiografien, so dass ich einfach nur kritischer geworden bin. Daher gelange ich zu dem Schluss, dass man sie nicht gelesen haben muss, wenn man schon andere kennt, gleichwohl aber für jemanden interessant sein kann, der sich erstmals mit dem Thema befasst.
David Nobbs: Sex and Other Changes. Arrow Books, London 2005. Dies ist ein mit viel britischem Humor geschriebener Roman des britischen Autors David Nobbs, der von einem doppelten Geschlechtswechsel handelt. Nick und Allison sind eine ganz normales Mittelschichtehepaar, bis Nick seiner Partnerin eröffnet, dass er sich als Frau fühlt und sein künftiges Leben als Frau führen möchte. Allison ist aufgebracht, aber aus einem Grund, den sie ihm nicht im ersten Moment verrät: Sie fühlt sich nämlich als Mann. Zunächst begibt sich Nick auf den Weg, um Nicola zu werden. Erst später geht Allison den umgekehrten Weg und wird Alan. Die beiden leben zwar am Anfang noch im gemeinsamen Haus, aber ihre Entscheidung bedeutet für sie, dass sie ihre Ehe nicht mehr fortsetzen wollen, sondern sich auch auf die Suche nach neuen Partnern begeben. Das Buch beschreibt auf wundervolle Weise, wie Nicola in ihrem Beruf und in neuen Beziehungen als Frau wahrgenommen wird und wie sie damit innerlich klar kommt, wie viel von Nick weiterhin durchscheint und mit welchen Zweifeln dieser Weg belegt ist. Die umgekehrte Erfahrung macht ein wenig zeitversetzt Allison. Mehr oder weniger schrullige Familienangehörige, Verwandte und Freunde bereichern das skurrile Setting. Nicola und Allison gehen neue Partnerschaften ein, aber man fragt sich natürlich, warum die beiden, deren Ehe nicht an geschwundener Liebe gescheitert ist, nicht zusammen bleiben, nur mit umgekehrtem Vorzeichen. Ich glaube, dass es darauf neben einem dramaturgischen auch einen ernsthaften Grund gibt: Nicola und Allison waren in ihrer alten Partnerschaft so mit ihrer Männer- bzw. Frauenrolle verbunden, dass sie auflösen mussten, um zu ihrer neuen Geschlechtsrolle zu finden. Wie das Buch ausgeht, verrate ich nicht, um die Spannung zu wahren. Ich fand den Roman von David Nobbs sehr unterhaltsam und zugleich lehrreich.
Veronique Renard: Pholomolo – No Man No Woman. iUniverse Inc., NewYork, Lincoln, Shanghai 2007.
Veronique Renard ist eine niederländische TS, die schon Mitte der 1980er Jahre im Alter von knapp 20 Jahren ihre Transition einschließlich OP durchführte. Sie stammt aus einer wohlhabenden Unternehmerfamilie und macht nach ihrer Transition als Frau eine steile, allerdings sprunghafte Karriere im Management verschiedener Unternehmen, entschließt sich dann aber, ihr westliches Leben ganz aufzugeben und nach Indien umzusiedeln, genauer: nach Dharamsala, wo der Dalai Lama und viele andere Tibeter ihr Exil verbringen und wo sie auch in Kontakt mit ihm trat. Später siedelt sie nach Thailand um, wo sie bis heute lebt.
Schon über ihre Erlebnisse in Indien und mit dem Dalai Lama hatte sie ein Buch („Pantau in India“) mit vielen autobiografischen Elementen geschrieben, in dem sie aber ihre Transidentität mit keinem Wort erwähnte. Dies holt sie mit „Pholomolo“ jetzt nach. Dieses Buch ist eine ungewöhnlich offene, intime und sehr persönlich gehaltene Autobiografie. Veronique Renard verschweigt fast nichts, auch wenn sie zahlreiche Orte und Personen aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes verfremdet. Bereits in der Pubertät interessierte sie sich sexuell ausschließlich für Männer. Nachdem sie sich zunächst für schwul hält, entdeckt sie aber recht schnell, dass sie eigentlich auf heterosexuelle Männer steht und diese nicht als Mann, sondern als Frau begehrt. Mit Unterstützung der renommierten Gender-Klinik in Amsterdam vollzieht sie noch in jugendlichem Alter ihre Transition und beginnt ein Leben als Frau. Wegen der frühzeitigen Transition und wegen ihres sehr kleinen und zarten Körperbaus hat sie ein hervorragendes Passing. Kaum jemandem fällt auf, dass sie als Mann geboren wurde. Dies verleitet sie dazu, „deep stealth“ leben zu wollen, also neuen Bekanntschaften ihre Geschichte vorzuenthalten, und das, obwohl sie in derselben Vorortgemeinde von Utrecht lebt, in der sie aufgewachsen und zur Schule gegangen ist und wo sie viele noch als Mann kennen gelernt haben. Sie geht einige feste Beziehungen zu Männern ein, die auch erst nach und nach von ihrer Transidentität erfahren. Diese gelingen überraschend gut und enden in den meisten Fällen nicht wegen der Transidentität. Komplizierter gestaltet sich aber ihr Berufsleben. Zwar findet sie gut bezahlte und interessante Jobs im Management und Marketing renommierter Unternehmen, aber es wiederholt sich regelmäßig die gleiche Geschichte. Sie offenbart ihre Transidentität nicht, aber nach einigen Monaten wird diese durch Gerüchte bekannt. Darauf angesprochen, leugnet sie diese und verliert ihren Job, meist gegen hohe Abfindungen, aber nicht wegen ihrer Transsexualität, sondern offenbar – das kann man nur aus dem Zusammenhang schließen – wegen ihrer Unehrlichkeit. Veronique Renard wird überall als Frau akzeptiert, aber sie scheitert an ihrer Versessenheit, ihre besondere Geschichte abzustreiten. Ein wirklich bewegendes und lehrreiches Buch. Die Autorin ist mir aber trotz ihrer ungewöhnlichen Offenheit fremd geblieben.
Rafael Salin-Pascual: The Transsexual Persons and the Brain. Lulu, Mexico City 2008.
Der Autor ist ein weltweit renommierter Hirnforscher, der sich neben der Schlafforschung und der Psychopharmakologie auch mit der Untersuchung von Gehirnstrukturen bei transsexuellen Menschen einen Namen gemacht hat. Dementsprechend waren meine Erwartungen an dieses Buch sehr hoch. Ich versprach mir einen aktuellen Überblick über den wissenschaftlichen Erkenntnisstand zur Funktionsweise männlicher und weiblicher Gehirne, deren Unterschiede, und vor allem den Variationen, die Transsexuelle dabei aufweisen, und natürlich auch einige neue, noch unveröffentlichte Erkenntnisse. Leider wurden meine hohen Erwartungen jedoch in weiten Teilen enttäuscht.
Salin-Pascual betrachtet Transsexuelle mit großer Sympathie und viel Verständnis. Leider geht er jedoch nur sehr oberflächlich auf die wissenschaftliche Hirnforschung und deren Beiträge zur Erklärung der Transsexualität ein. Der Inhalt des Buches gibt in weiten Teilen nur hinlänglich bekanntes Wissen über Transidentität und den Transitionsprozess wider. Und dies macht er schlechter als manch anderes, besser lesbares Buch. Ich habe wenig Neues darin gefunden. Sehr ärgerlich ist die schlechte, oft grob fehlerhafte Verwendung der englischen Sprache. Sie macht das Buch schwer lesbar. Auch die nachlässige Textformatierung erschwert die Lesbarkeit. Bei dem hohen Preis könnte man eigentlich einen professionell arbeitenden Lektor erwarten. Ich kann das Buch nicht zur Lektüre empfehlen.
Jutta Schütz: Wunder brauchen Zeit. Eine Mischung aus Gefühl, Humor und Erotik. tredition 2008. Lissy hat sich gerade von ihrem Mann Roger getrennt und in Uwe verliebt, als sie erfährt, dass dieser eine Frau werden möchte. Obwohl sich daher keine wirkliche Liebesbeziehung entwickelt, begleitet Lissy Uwe zu Selbsthilfegruppen und bekommt Kontakt zu anderen Transsexuellen. Gleichzeitig hört sie, dass Uwe auch mit anderen Frauen Beziehungen unterhält. Aus Frustration bandelt Lissy daraufhin mit ihrem Japanischlehrer Walter an. Über Uwes Kontakte zu anderen TS lernt Lissy Nicole kennen, die ihre OP hinter sich hat, aber diese im Nachhinein als Fehler bezeichnet. In Bella, einer andere TS, sieht Lissy nach ihrer OP nur einen „Mann im Nachthemd“ und bezeichnet sie als „abschreckendes Beispiel“. Für Uwe und Sissy kommt es zu einem Happy End, als die beiden sich doch noch finden und Uwe sich entschließt, Mann zu bleiben. Das Buch hat eigentlich alles hat, was es für gebürtige und nicht-gebürtige Frauen zu einem gefühlvollen Liebesroman machen könnte. Trotzdem hat es mich sehr enttäuscht. Uwes Transsexualität wird völlig unrealistisch und unglaubwürdig dargestellt. Einerseits macht er sehr unbeholfene, fast lächerliche Versuche, sich als Frau zu kleiden. Andererseits strebt er entschlossen eine geschlechtsangleichende OP an. Schon früh wird erkennbar, dass das irgendwie nicht passt. Die inneren Konflikte, die Zerrissenheit, die für TS typisch sind, werden in keiner Weise erkennbar. Uwe wird nicht als Frau, die in einem männlichen Körper steckt, sondern als Mann, der sich in ein für seine gesamte Umwelt völlig unverständliches Abenteuer stürzen möchte, beschrieben. Auch die üblichen Behandlungen, Therapien und Verfahren, denen sich TS unterziehen müssen, wie psychologische Begutachtung, Hormoneinnahme, Vornamens- und Personenstandsänderung, werden nicht angesprochen, was auf mangelhafte Sachkenntnis der Autorin schließen lässt. Dazu passt das Ende: Wer sich nur ein wenig mit Transidentität befasst hat, weiß, dass diese bei einem betroffenen Menschen nie verschwindet. Daher kann es ein Happy End wie in dem Buch nie geben. Auch wenn es im Leben der meisten Transidenten Phasen geben kann, in denen sie von ihrem Vorhaben ablassen, so weiß doch jeder, der sich damit auskennt, dass diese immer nur vorübergehender Art sind. Mein Fazit: Der Roman ist für transidentische Menschen nicht zu empfehlen, weil deren Problematik nicht verstanden wird. Nicht-transidentischen Menschen ist er noch weniger zu empfehlen, da er ein oberflächliches und verzerrtes Bild von uns zeichnet.
Katharina Voss; Frauensachen. Leben mit einem Crossdresser. Verlag Books on Demand, Norderstedt 2009. Katharina Voss hat ihn ihrem Roman die Erlebnisse und Erfahrungen aufgearbeitet, die sie als Partnerin eines Crossdressers erlebt hat. Rena und Jan führen eine sehr harmonische und glückliche Partnerschaft, bis Jan seiner Freundin ganz zaghaft und vorsichtig eröffnet, dass hin und wieder gerne Frauenkleider trägt. Dies verwirrt und verunsichert Rena. Sie versteht nicht, was in Jan vor sich geht, aber ihre Liebe zu Jan bewegt sie dazu, ihm seine Freiräume zu belassen, in denen er Frau sein darf. Dazu treffen sie Absprachen, die Jan aber immer extensiver auslegt und in einigen Fällen auch bricht. Rena möchte nicht, dass Jan seine Vorlieben außerhalb der Wohnung auslebt, aber Jan zieht es mehr und mehr in die Welt hinaus – als Frau natürlich. Jan kauft sich Kleider, Make-up, eine Perücke und schließlich Siliokon-Brüste, such sich einen Frauennamen (Janina), baut Kontakte mit anderen Cross-Dressern auf und trifft sich mit ihnen auf Stammtischen. Rena will Janina einerseits helfen, zum Beispiel beim Einkaufen, andererseits fühlt sie sich von dieser dritten Person in ihrer Partnerschaft bedroht. Zum offenen Streit kommt es, als Janina gegen die Absprache bei einem Urlaub einen Ausflug als Frau unternimmt. Rena hängt aber so sehr an Jan, dass die beiden wieder zusammenfinden. Auf einem Wochenendausflug, den Rena mit Janina und weiteren Cross-Dressern nach Köln unternimmt und wo sie sich mit anderen Cross-Dressern und deren Partnerinnen u.a. zu einer Stadtrundfahrt und einer Party trifft, spürt sie dann aber, dass diese nicht nur ganz gewöhnliche, sondern besonders interessante Menschen sind. Rena überwindet ihre Ängste und entschließt sich, fest zu ihrem Freund zu halten, komme was da wolle. Das Buch ist sehr unterhaltsam, humorvoll und leicht lesbar geschrieben. Es richtet sich primär an Partnerinnen von Cross-Dressern und an andere Menschen, die mit ihnen in Beziehung stehen. Dem Buch gelingt es, Vorurteile anzusprechen und abzubauen und Sympathie zu erzeugen. Die Gedankenwelt von Rena spiegelt aber zugleich alle Ängste, Fragen und Missverständnisse wider, die Partnerinnen bei diesem Thema haben können. Für transidentische Menschen ist es daher sehr ernüchternd und realistisch. Man darf an das Buch nicht mit dem Anspruch politischer Korrektheit, etwa zur Bezeichnung und Ansprache von Transidenten, herangehen, man sollte auch keine tief schürfenden Analysen der inneren Befindlichkeit und sozialen Realität transidentischer Menschen erwarten. Es reflektiert ganz einfach die subjektiven Gefühle, mit denen viele Partnerinnen den Neigungen ihrer transidentischen Partner begegnen. Manche TS oder TV wird sich bei der Lektüre an die Anfangszeiten ihrer Trans-Karriere erinnert fühlen. Daher spricht es sicher auch mehr diejenigen an, deren Begegnung mit dem Thema Transidentität noch ganz frisch ist. Wenn man sich daran nicht stört, dann kann das Buch lesenswert sein. Vor allem für Partnerinnen, die sich dafür interessieren, wie andere Frauen mit diesem Thema umgehen, ist es zu empfehlen. Man sollte aber auch bedenken, dass weder die Sprache noch die Handlung höheren literarischen Ansprüchen genügt.